Präzision und Flexibilität

Tambach – Wirtschaftsminister besucht unseren Standort in Thüringen

Was haben der Volkswagen Tiguan, die Mercedes C-Klasse und ein Lkw von Scania gemeinsam? Unter ihrem Blech arbeiten wichtige Teile aus Thüringen. Der dortige Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee machte sich am Freitag in Tambach selbst ein Bild davon. Der Politiker besuchte gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Werner Pidde (SPD) den größten Standort von GEIGER Automotive. Firmenchef Sven Riehm und Standortleiter Thierry Le Heno führten die Gäste durch die Produktion. Dabei ließ sich Tiefensee die Maschinen genau erklären und war beeindruckt von der Präzision der fertigen Produkte.

(v.l. Mitarbeiter Michael Viehmann, Minister Wolfgang Tiefensee, Landtagsabgeordneter Werner Pidde)

In Tambach fertigen 370 Spezialisten an hochmodernen Anlagen Teile, die der Autofahrer zwar selten sieht. Ohne sie könnte er seinen Wagen jedoch nicht bewegen. Die Behälter und Rohre enthalten Öl oder Kühlwasser, Airducts führen die Luft von der Klimaanlage in den Wagen. 200 000 Fertigteile kommen so in einem Monat zusammen. Sie werden direkt in die Fabriken von Volkswagen, Audi, Porsche, Mercedes oder BMW geliefert.

Um die mittelständischen Automobilzulieferer in seinem Bundesland macht sich Minister Tiefensee nach eigenen Worten derzeit „sehr große Sorgen“. Hintergrund ist die Entwicklung zur Elektromobilität. In E-Autos werden viele traditionelle Teile nicht mehr benötigt: Getriebe, Kraftstofftank, Verbrennungsmotor. Wer bislang auf solche Komponenten spezialisiert ist, werde Schwierigkeiten bekommen, fürchtet Tiefensee.

Auch die Macht der großen Hersteller auf ihre Zulieferer werde immer größer. Eine Lösung sieht der Politiker in einer stärkeren Kooperation kleiner Firmen. „Sie könnten auf diese Weise Nachteile in Stärken verwandeln“, hofft er. Bislang seien Mittelständler fast immer „Alleinkämpfer“, was besonders angesichts der bevorstehenden Konversion der Branche ein Problem werden könne. Firmenchef Sven Riehm erklärte ihm, dass die Größe für Geiger manchmal auch ein Vorteil sei: „Wir können viel flexibler auf Kundenwünsche reagieren als große Konzerne.“

Nach Riehms Worten stellt sich Geiger Automotive auf den Trend zu E-Autos bereits mit speziellen Produkten ein. Dazu gehören Kühlleitungen für Batterien. Es handelt sich dabei allerdings nicht um einfache Kunststoffteile, wie man sie aus dem Alltag kennt. Die Produkte aus Tambach müssen extreme Temperaturen aushalten – bei Hitze wie bei Kälte. Zudem müssen sie resistent sein gegen Öl und Säuren und dürfen sich nicht verformen. Das erfordert viel Spezialwissen bei der Herstellung.

Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik ist deshalb eines der Berufsbilder, die in Tambach derzeit besonders gesucht werden. Die Berufsaussichten sind hervorragend, denn das Unternehmen würde gerne mehr geeignete Menschen einstellen, als es aktuell finden kann. Dazu gehören auch Elektroniker für die Betriebstechnik sowie Qualitätsplaner. Selbst Auszubildende haben in Tambach gute Chancen: GEIGER konnte in diesem Jahr nur drei der neun Lehrstellen besetzen. Es hatten sich einfach nicht genügend qualifizierte Schulabgänger gemeldet.